Erobern sich die Tiere während des Corona-Lockdowns die Ortschaften zurück?
Angeregt von Bildern in aus Venedig, die in sozialen Netzwerken die Runde machten und auf denen saubere Kanäle und Delfine vor der Lagunenstadt zu sehen waren, stellt sich die Frage, ob die Tiere die menschlichen Siedlungen zurück erobern. Zutreffend ist natürlich, daß man in Venedig erstmals seit vielen Jahren wieder teilweise bis zum Grund der Kanäle mit all dem dort mittlerweile angesammelten Unrat sehen kann. Die Ursache hierfür ist, daß wegen des eingebrochenen Bootsverkehrs die Schwebeteilchen im Wasser nicht mehr aufgewühlt werden und das Wasser damit klarer wird.
Vor Palma dürfte sich ein ähnlicher Effekt einstellen, weil eine Vielzahl großer und kleiner Schiffe derzeit den Hafen nicht mehr anläuft. Das hat dann auch zur Folge, daß auch hier z.B. Delphine näher am Ufer zu sehen sind als das sonst üblich ist.
Daß der Lockdown aber wirklich eine Zurückeroberung der Städte durch die Tiere zur Folge hat, wird von den Wissenschaftlern derzeit nicht bestätigt. Dafür ist die bisher vergangene Zeit noch zu kurz. In Anbetracht der in Aussicht gestellten Lockerungen der menschlichen Behinderungen ist auch nicht mehr damit zu rechnen, daß diese Eroberung noch erfolgen wird.
Wenn nun mehr Vögel und Insekten beobachtet werden, dürfte dies weniger daran liegen, daß deren Zahl erheblich gestiegen ist. Das ist innerhalb von nunmehr ca. 6 Wochen unmöglich. Es dürfte aber vielmehr daran liegen, daß die Menschen mehr Zeit haben, die Umgebung ihrer Wohnung aufmerksam zu beobachten. Das, was man früher infolge der Hektik des Alltages vielleicht gar nicht wahrgenommen hat, rückt jetzt in den Vordergrund der Beobachtung. Hinzu kommt, daß der allgemeine Lärmpegel aus verschiedenen Umgebungsquellen im Augenblick so gering ist, daß dem Menschen die Stimmen der Vögel viel deutlicher erscheinen.
Für manche Tierarten, wie z.B. Tauben, Möwen und Sperrlinge, dürfte das gegenwärtige Leben eher schwerer geworden sein. Diese Vogelarten haben sich vor dem Lockdown regelmäßig von den Hinterlassenschaften der Menschen auf den Straßen, Plätzen und auch auf Schulhöfen ernährt. Wenn aber niemand mehr draußen ist, fällt auch nichts mehr zu Boden, was die Vögel verzehren können. Sie müssen sich neue Futterquellen suchen und verlassen eher die menschlichen Ansiedelungen, als daß sie dort ihre Population vermehren.
Anders könnte es allerdings in den Brutgebieten, insbesondere der selteneren Vögel, die vorrangig im Tramuntana-Gebirge leben, aussehen. Das Fehlen der Wanderer bietet gerade jetzt in der Brutzeit den Mönchsgeiern, Zwerggeiern und Rotmilanen günstige Bedingungen für die erfolgreiche Aufzucht vieler Jungvögel. Carlota Viada von SEO/BirdLife erklärte gegenüber der „Mallorca Zeitung“, daß sie für dieses Jahr mit einer besseren Fortpflanzungsrate bei diesen Vogelarten rechne. Diese Hoffnung dürfte durchaus realistisch sein, denn bis die ersten Wanderer wieder durch die Sierra streifen werden, dürften noch einige Wochen vergehen.
T.G.
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