Hufeisennattern auf Mallorca

Veröffentlicht am : 12. August 2019
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Hufeisennattern (Hemorrhois hippocrepis) sind schon recht imposante Reptilien, erreichen sie doch gerne einmal Längen von bis zu knapp 2 m. Kein Wunder, daß diese Tiere bei Teilen insbesondere der ländlichen Bevölkerung, zu großer Verunsicherung* führen. Was ist aber wirklich daran?

Im Auftrage des balearischen Umweltministeriums wurden im Zeitraum März bis September 2017 mittels Lebendfallen insgesamt 155 Hufeisen- und Treppennattern* gefangen. Ob das nun viel oder wenig ist, kann niemand genau sagen, weil es sich um die erste dieser Aktionen auf Mallorca gehandelt hat. Dennoch hat Herr Jorge Moreno, der vom balearischen Umweltministerium Beauftragt für den Artenschutz, auf Nachfrage erklärt, daß das Ministerium nicht von einer Schlangenplage auf Mallorca ausgehe. Die Tiere seien im Übrigen für den Menschen ungefährlich, weil sie ungiftig seien und allenfalls bei Bedrängnis zubeißen würden. So ein Biß kann allerdings recht schmerzhaft sein und, wenn es schlecht läuft, auch zu einer Blutvergiftung führen. Auf denen anderen Baleareninseln sei die Zahl der festgestellten Tiere merklich größer als auf Mallorca. Die ursprünglich nicht auf den Inseln vorkommenden Nattern hätten sich aber hier gut entwickelt und die Bevölkerung werde sich sicherlich an das Vorhandensein der Reptilien gewöhnen. Die Schlangen haben auf den Inseln keine natürlichen Feinde. Nur junge Schlangen könnten Beute von Katzen, Möwen und Reiher werden.

Trotz der vorstehenden Erklärungen des Umweltministeriums sind Jäger, Bauern und Fincabesitzer in Alarmbereitschaft. Der Jagdverband ABEC und die Jägervereinigung Sa Guatlera sprechen von einer Natternplage auf Mallorca. Die Jäger, die die oben genannten Lebendfallen für das Ministerium aufgestellt und geleert haben, wollen die Fallen auch weiterhin betreiben, um die Natternzahl regulieren zu können. Die Nattern könnten, so die Jägervereinigungen, in den Wurzeln von Olivenbäumen, die vom Festland kommen, auf die Insel eingeschleppt worden sein bzw. weiter eingeschleppt werden. Die vom Umweltministerium genannte Zahl der testweise gefangenen Schlangen hält die Jägervereinigung für erheblich zu gering angegeben. So seien allein in Maria de la Salut allein 70 Schlangen gefangen worden. Im Übrigen wird die Anzahl der aufgestellten Fallen für viel zu gering bewertet, um einen repräsentativen Überblick über die Tiere auf Mallorca zu gewinnen.

Die gefangenen Schlangen* wurden überwiegend von einem Tierarzt getötet und dann dem Labor von Prof. Samuel Pinya von der Balearen Universität übergeben. Der Professor für Ökologie erforscht die auf der Insel lebenden Schlangen mit dem Ziel, heraus zu finden, welchen Einfluß die Reptilien auf die Umwelt der Inseln haben. Hierbei dürfen auch die Studenten des Professors einzelne Tiere sezieren. Die längste Schlange, die der Wissenschaftler auf dem Tisch hatte, maß immerhin 1,75 m.

Die Bedenken der Jäger, daß die Schlangen auch Tiere fressen würden, die für die Jäger von Interesse seien, konnten die Untersuchungen von Prof. Pinya bisher nicht bestätigen. Die untersuchten Exemplare hatten ausschließlich kleiner Nager, Eidechsen und andere Kleinreptilien sowie frisch geschlüpfte Vögel gefressen.

Zwar sind die Hufeisennattern aufgrund ihrer doch recht beachtlichen Länge schon recht beeindruckende Reptilien, die z.T. auch eine nicht zu unterschätzende Aggressivität an den Tag legen. Es gibt aber bisher keine Anhaltspunkte dafür, daß sie für Bauern und Fincabesitzer gefährlich und für Jäger eine Konkurrenz sind. Ob man allerdings von einer Schlangenplage sprechen kann, liegt im Ermessen des jeweiligen Betrachters. Ernsthafte Anzeichen, die dafür sprechen, gibt es allerdings nicht.

Wenn man einer Hufeisennatter in der Natur begegnet, sollte man sie nicht anfassen oder versuchen, zu fangen. Einen angemessenen Abstand zu dem Tier einzuhalten, ist die beste Vorbeugung gegen einen unverhofften Angriff, denn nicht umsonst haben die Schlangen auch den Beinamen „Zornnattern“. Die ziemlich aggressiven Tiere reagieren recht schnell und ein Biß dieser Schlange ist zwar nicht giftig, aber dennoch ziemlich schmerzhaft. Blutet die Bißwunde, besteht die Gefahr einer Blutvergiftung, so daß auf jeden Fall nach einem Biß ein Arzt aufgesucht werden sollte.

Video einer jungen Hufeisennatter und deren Kletterfähigkeiten.

T.G.

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