Mißachtet die spanische Flugsicherung den Tierschutz?
So einfach läßt sich diese Frage nicht beantworten. Jedoch gibt es durchaus Zweifel daran, daß der Tierschutz der Rentabilität von Flugbewegungen über Mallorca zum Opfer fällt und die Anflugprozeduren ohne Einbeziehung der Tierschützer festgelegt worden sind. Gemeint ist hier die Anflugroute von Puerto Pollenca bis Andratx mit der Routen-Nr.: R 236 POS, für die eine Flughöhe von 7000 ft vorgeschrieben ist.
Heute, am 3. Juni 2021, kommt der Wind über Mallorca aus Nordost. Das ist der Grund dafür, warum Anflüge auf und Landungen in Palma übers. Meer, also über die Bucht von Palma auf der Landebahn 06 links erfolgen. Das ist eigentlich auch überhaupt nicht zu beanstanden. Was aber zuvor passiert, welche Strecke die Flugzeuge also vor dem Final-Approach fliegen, ist teilweise schlichtweg grenzwertig. Die meisten Maschinen nehmen einen südlicheren Kurs ungefähr von Alcudia kommend Richtung Manacor, Llucmajor und dann zur Bucht von Palma. Diese Flugstrecke ist aus unserer Sicht kaum als bedenklich einzuschätzen.
Bei der Beobachtung der Flugbewegungen auf „FlightRadar24“ fiel heute bereits gegen 9,00 Uhr auf, daß 2 Maschinen in relativ geringer Höhe von ca. 6500 ft = ca. 2000 m fast über die gesamte Länge der Sierra de Tramuntana geleitet wurden. Das Aufmacherfoto oben zeigt den Flug von Ryanair FR 1202 von Stuttgart nach Palma gegen 10,00 Uhr, der ebenfalls längst fast über das gesamte Gebirge führte
Das Tramuntana-Massiv ist aber der Lebensraum und das Brut- und Aufzuchtgebiet der unter Schutz stehenden Mönchsgeier. Diese sehr sensiblen Tiere werden immer wieder durch eine Vielzahl von Umwelteinflüssen in ihrem Lebensraum ganz erheblich gestört. Dazu gehört u.a. auch unnötiger Lärm. Fliegt nun ein großes Passagierflugzeug in einer Höhe von 2000 m über das Gebirge, wird erheblich viel Lärm verursacht, der durch die Berghänge zusätzlich reflektiert und damit verstärkt wird. Dabei werden die Tiere in ihrem Lebensraum und gerade jetzt in der Zeit der Aufzucht der Jungtiere erheblich gestört. Das Ereignis aus dem September 2016 sollte bei der Flugsicherung noch in Erinnerung sein, als ein Mönchsgeier mit einem Passagierflugzeug der Lufthansa bei dessen Landeanflug kollidierte und den Rumpf am Bug durchbohrte. Wäre das Tier in ein Triebwerk geraten, wären die Folgen nicht auszudenken.
Die gewählte Anflugroute ist zwar zulässig, aber es gibt über Mallorca bessere Anflugrouten, die die Vögel ganz erheblich weniger stören und obendrein für die Passagiere sicherer sind. Auch wenn der Blick auf das Gebirge aus dem Flieger sicher beeindruckend sein mag, diese Anflugrouten müssen nicht sein. Wir haben derzeit eine überschaubare Anzahl von Anflügen, die alle über die südliche Route gemanagt werden könnten. Warum also überfliegt man das Gebirge in seiner gesamten Länge und belästigt die Mönchsgeier unnötig?
Leider geht der Überflug des Gebirges in relativ geringer Höhe nach wie vor weiter. Heute, am 5. Juni 2021 hat eine Mschine der Lufthansa die gesamte Länge des Gebirgszuges für den Überflug genutzt, wie auf dem nebenstehenden Screenshot zu sehen ist. Das ist kein Verschulden der Piloten oder von Lufthansa. Das ist ganz allein eine Entscheidung der Flugsicherung von Palma. Es gibt andere Möglichkeiten, den Flughafen von Palma anzufliegen, die die Mönchsgeier überhaupt nicht beeinträchtigen. Warum diese von der Flugsicherung nicht genutzt werden, ist leider unerklärlich.
Abschließend noch ein etwas älteres Video über die Mönchsgeier auf Mallorca.
T.G.
Bitte helft uns, die laufenden Kosten für die Unterhaltung dieser Website aufzubringen, damit wir auch weiterhin unsere Informationen kostenlos anbieten können. Es gibt zwei einfache Möglichkeiten:
1) Geldspende (auch ganz kleine Beträge helfen uns) unter: https://www.paypal.com/paypalme/tierischebalearen
2) noch einfacher und ohne Kosten: Klickt einfach rechts neben dem Artikel auf unserer Website auf die Werbung und laßt die erscheinende Seite einen Augenblick stehen, bevor ihr weiter surft.
Vielen Dank für Eure Hilfe. Eure Redaktion von „Tierische Balearen“