Stierkampf in Spanien: Mehrheit gegen die Tradition – aber nicht gegen ihren Schutzstatus

Veröffentlicht am : 02. Juni 2025
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In Spanien, dem Land mit jahrhundertealter Stierkampftradition, geben inzwischen 78 % der Bevölkerung an, keine Anhänger dieser umstrittenen Praxis zu sein. Dennoch spricht sich weniger als die Hälfte – konkret 48 % – dafür aus, dem Stierkampf den Status als Kulturerbe zu entziehen. Dies ist umso bemerkenswerter, da das spanische Abgeordnetenhaus in den kommenden Monaten über genau diese Frage beraten wird.

Laut einer aktuellen Umfrage von Sigma Dos für die Zeitung El Mundo sind Stierkampfgegner in allen Altersgruppen sowie unter den Wählern sämtlicher Parteien in der Mehrheit. Am deutlichsten ist die Ablehnung bei den Anhängern der linken Parteien: Bei Sumar lehnen 86,7 % den Stierkampf ab, bei der PSOE sind es 87,6 %. Dennoch unterstützen nur 65 % der PSOE-Wähler die Aufhebung des Schutzstatus – bei Sumar ist die Zustimmung zur Abschaffung sogar um 5,4 Punkte niedriger als die generelle Ablehnung der Stierkämpfe.

Auf der anderen Seite des politischen Spektrums finden sich die höchsten Anteile an Stierkampfbefürwortern bei Vox (37,6 %) und der Partido Popular (31,3 %). Beide Parteien verteidigen die „Fiesta Nacional“ offen. Trotzdem ist auch unter ihren Wählern die Mehrheit gegen den Stierkampf: 60,1 % der Vox-Anhänger und 64,9 % der PP-Wähler geben an, keine taurinos zu sein. Doch gerade bei diesen Gruppen zeigt sich eine deutliche kulturelle Rücksichtnahme: 62,9 % der PP-Wähler und 54,4 % der Vox-Wählerschaft lehnen es ab, den Stierkampf als Kulturgut abzuschaffen – trotz persönlicher Ablehnung der Praxis.

Auch das Geschlecht spielt eine Rolle: Laut Umfrage sind Frauen mit 82,1 % deutlich häufiger Stierkampfgegnerinnen als Männer (73,6 %). Umgekehrt bezeichnen sich fast 23 % der Männer, aber nur knapp 15 % der Frauen als taurinos.

Die von der Tierschutzplattform No es mi cultura initiierte Volksgesetzesinitiative (ILP) zur Abschaffung des Kulturerbe-Status wird von 48 % der Befragten unterstützt, während 39,5 % sie ablehnen. Bemerkenswert ist dabei, dass die Unterstützung für die Abschaffung um ganze 30 Punkte unter dem Anteil der erklärten Gegner des Stierkampfs liegt. Dies deutet darauf hin, dass ein erheblicher Teil der Bevölkerung die Tradition zwar nicht teilt, sie aber dennoch toleriert – möglicherweise aus Respekt vor kulturellem Erbe.

Ein Blick auf die Altersgruppen zeigt: Am stärksten befürworten junge Erwachsene im Alter von 18 bis 29 Jahren (58,9 %) die Abschaffung des Kulturschutzes, gefolgt von den 30- bis 44-Jährigen mit 47,9 %. Interessanterweise zeigt sich auch unter den über 65-Jährigen eine relativ hohe Zustimmung zur Initiative (45,1 %) – obwohl diese Generation oft mit dem traditionellen Bild des Stierkampfs sozialisiert wurde.

F.S.

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